Der bekannte Freiburger Musiker, Multiinstrumentalist und ehemalige Lehrer «Gustav» gastierte nach 2019 bereits zum zweiten Mal in der Primarschule Meiriacker. So kamen am 1. Oktober 2021 sechs weitere Klassen in den Genuss seines Programms, das als perfekte Show für die Kinder gemacht, aber vor allem mit den Kindern zusammen zelebriert wurde. Von Beginn weg schwappte die Musik von der Bühne in den Saal, die Kinder sangen, spielten, musizierten und headbangten euphorisch mit.
Gustav ist bereits in einigen Binninger Primarschulklassen durch seinen animierten Musikunterricht auf «musicbox.ch» oder durch das Französisch-Lehrmittel «dis donc!», für welches er Musik und Lieder beisteuerte, beliebt und bekannt. Nach seinem grossartigen Auftritt hatten wir die Möglichkeit, ein Interview mit ihm zu führen.
TG:
Gustav, vielen Dank, dass du dir Zeit für das Interview nimmst. Du hast soeben eine fulminante Show hingelegt. Dein Programm «Gustav à l’école» ist perfekt auf unsere Kinder zugeschnitten. Seit wann trittst du mit diesem Event auf und wie ist es entstanden?
Gustav:
Entstanden ist das Programm vor vielen Jahren, als mich eine mir befreundete Lehrperson gefragt hat, ob ich nicht einmal für die ganze Schule einen Auftritt machen könne. So habe ich « Gustav à l’école » einmal gemacht und weil es so toll war, trat ich mit dem Programm noch in 350 weiteren Schulen in der ganzen Schweiz auf. Doch mit jedem Auftritt verändere ich auch auch immer wieder etwas am Programm. So ist jedes Konzert auch für mich einzigartig.
TG:
Du hast von familiären Banden in unserer Region gesprochen. Was verbindet dich mit der Region Basel?
Gustav:
Meine Mutter ist in Basel aufgewachsen. Als Kind sind wir alle paar Wochen nach Basel meine Grosseltern besuchen gegangen. Den Tierpark «Lange Erlen» kannte ich damals in- und auswendig.
TG:
Deine Heimatstadt Freiburg ist zweisprachig, wie du uns erzählt hast. Wie muss man sich das in der Schule vorstellen? Wechseln sich Deutsch und Französisch in jeder Lektion ab, oder gibt es so etwas wie eine «Hauptsprache»?
Gustav:
Nein, in den deutschsprachigen Schulen wird Deutsch und in den französischsprachigen Französisch gesprochen. Auf dem Pausenplatz und in der Freizeit sprechen die Kinder dann oft hochdeutsch und französisch – so wie es ihnen gerade am besten passt. Es hat sehr viele zweisprachige Familien in der Stadt. Da switcht man halt je nach Situation von einer Sprache zur Anderen.
TG:
Du hast uns verschiedene Musikstile, wie die Ballade oder den Hard Rock, nähergebracht. Welche Musik hörst du privat am liebsten? Was sind deine Einflüsse, deine Inspirationen für die eigene Musik?
Gustav:
Ich bin ein Kind der 90er. Nirvana, Soundgarden und Alice in Chains waren meine Helden. Diese Musik ist recht hart, viele Gitarren und laute Drums, aber auch sehr melodiös. Das gefällt mir noch heute. Ich selbst habe aber nur in jungen Jahren harte Musik gespielt. Ich habe sehr früh schon deutsche Texte geschrieben und meine ersten Alben waren alle auf Hochdeutsch. Erst später habe ich auch französische Musik für mich entdeckt. Heute mische ich die Sprachen in den Liedern.
TG:
Gibt es ein Live-Konzert, das dir als Besucher besonders in Erinnerung geblieben ist?
Gustav:
Ich habe in den letzten 20 Jahren so viele Konzerte gespielt, da erinnere ich mich leider nicht mehr an alle. Es gab aber sehr viele schöne Momente, an denen das Publikum und die Band irgendwie verschmolzen und eine seltsame Magie im Saal oder in der Festival Luft lag. Dieser Zauber sucht man als Künstler bei jedem Konzert.
TG:
Du spielst auf der Bühne an die zehn Instrumente selbst. Welches Instrument hast du als erstes gelernt? Hast du dir das alles selbst beigebracht oder hast du früher Instrumentalunterricht genossen?
Gustav:
Kinderfotos von mir zeigen mich, wie ich auf der lauten Fasnachtstrommel meines Grossvaters spiele. Meine Eltern wollten aber, dass ich in der Dorfmusik ein Instrument lernen sollte. So habe ich zuerst Trompete gelernt. Erst in der Sekundarschule habe ich angefangen, Gitarre zu spielen und dazu Lieder zu singen. In meiner Ausbildung als Lehrer habe ich dann alle Instrumente gelernt, die mir in die Finger gekommen sind. Ich kann auf allen Instrumenten einige Töne spielen. Aber so richtig virtuos bin ich auf keinem.
TG:
Was ist dein Rezept, die Kinder so schnell zu motivieren und zu aktivieren? Wie versuchst du, den Funken von Beginn weg überspringen zu lassen?
Gustav:
Ich versuche die Kinder gleich von Beginn weg miteinzubeziehen. Die Partizipation aller Kinder und Lehrpersonen ist wichtig für das Gelingen einer Show. Wenn die Kids sich langweilen, dann werden sie unruhig. Ein bisschen Humor hilft auch immer ganz gut.
TG:
Du bist Leiter des Musikfestivals «Lac Noir», förderst die nächste Generation von Schweizer Musikschaffenden in deiner Akademie und bist in den Schulen mit
«Gustav à l’école» unterwegs. Welches sind deine nächsten Zukunftspläne? Gibt es bald dein zehntes «Gustav»-Album zu hören?
Gustav:
Wer weiss… momentan freue ich mich auf all die neuen Projekte, die ich in den letzten Jahren aufgebaut habe. Es kann sein, dass ich in einigen Jahren wieder einmal Lust habe, einige Songs zu schreiben und damit Konzerte zu geben. Aber momentan bin ich ganz gerne auch im Hintergrund und baue die nächste Musikgeneration auf. Ab und zu trete ich auch ganz gerne in Schulen auf. Das macht immer super Spass und was gibt es schöneres, als Kinder Lachen zu sehen.
TG:
Vielen Dank für das Interview und hoffentlich bis bald, auf ein drittes Mal in Binningen!
Offizielle Website von Gustav: www.culturmanufactur.ch
Das Konzert konnte dank grosszügiger Unterstützung der Gemeinde Binningen, der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion des Kantons Basel-Landschaft sowie durch Elternbeiträge durchgeführt werden. Organisiert und gebucht wurde es von Marie Strebel.
Das Interview führte Thomas Guéniat.